Unser lieber Rudolf ist Vizestaatsmeister im 24 Stundenlauf. Das ist unglaublich beeindruckend – und aus mehreren Gründen etwas ganz Besonderes: Zum einen war das Event in Bad Blumau am 4. Juli einer der wenigen Bewerbe, die nicht Covid-19 bedingt abgesagt wurden. Zum anderen war es für Rudolf das erste Mal, dass er die 24 Stunden am Stück bezwungen hat. Und außerdem startet Rudolf im 72. Lebensjahr in der Altersklasse M70. Als ältester Teilnehmer hat er damit allen bewiesen, wie viel Power noch in seinen Knochen steckt.
Aber alles der Reihe nach. Weil ganz unerfahren ist Rudolf ja nicht: 13 Ultraläufe hat er schon hinter sich, und auch sonst ist er ein routinierter Leichtathlet. In jüngeren Jahren hat er starke Zeiten über die 5.000m und 10.000m in den Asphalt gebrannt, auch seine Marathonzeit kann sich mit 3:09 mehr als sehen lassen. Und als ob das nicht genug wäre, hat er sich mittlerweile auch einen Namen im Kugelstoßen und Diskuswerfen sowie im Berglauf gemacht. Er mischt überall mit und zeigt sein vielseitiges Talent in den unterschiedlichsten Disziplinen. So hat er für unser Team mittlerweile bereits 13 goldene Medaillen allein bei Wiener Meisterschaften gewonnen. Darauf sind wir natürlich superstolz ?
Neue Herausforderung in Blumau
Ihm reicht es aber noch lange nicht, eine neue Herausforderung musste her. Und so kam es, dass Rudolf am 4. Juli beim 24 Stundenlauf in Bad Blumau am Start stand, im Rahmen dessen unter anderem auch die Österreichischen Meisterschaften ausgetragen wurden. Pünktlich um 10.00 Uhr ging es los und die Athlet*innen wurden auf den Rundkurs geschickt, wobei eine Runde exakt 1.181m umfasste. Zwei Drittel der Strecke waren Asphalt, der Rest ging unbefestigt durch den Wald: schön und abwechslungsreich, mit vielen Supporter*innen. Für Unterhaltung haben aber nicht nur die Zuschauer*innen und Unterstützer*innen gesorgt, sondern auch die Teilnehmenden selbst: So verspürte etwa einer der Athleten Gusto auf ein Eis, ging kurzerhand in den nächstbesten Supermarkt und bezahlte dort auch selbst für die wohlverdiente und Kraft spendende Zwischenmahlzeit.
Aber zurück zu Rudolf: Sein Plan war es eigentlich, zunächst die Marathondistanz durchzulaufen und dann weiterzuschauen. Das ging nicht 100% auf: Schon nach 30 Kilometern musste er zum ersten Mal ins Gehen wechseln. Aber wie es sich für einen erfahrenen Athleten gehört, ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen – ganz im Gegenteil. Runde für Runde absolvierte er in seinem Rhythmus. Laufen-gehen-laufen-gehen-laufen-gehen. Und das ganze noch einmal von vorne. Und noch einmal. Und noch einmal… Während der 24 Stunden kam er so insgesamt auf nur zweieinhalb Stunden Pause, die erst nach zwölf Stunden dann sukzessive länger wurden. Auch die Kälte in der Nacht konnte ihm nichts anhaben: Schnell waren im Umziehzelt vier weitere Schichten übergezogen und weiter ging’s.
Aufholjagd zum Schluss
Ein nicht unwesentlicher Anteil an Rudolfs Wahnsinnsleistung ist auch seiner Frau Waltraud zuzuschreiben: Dank ihrer tollen Unterstützung war unser Athlet zu jeder Zeit bestens versorgt, egal ob physisch oder psychisch. Am Ende standen schließlich 129,66km auf seinem Tacho. Das entspricht sage und schreibe 107 Runden. Hundertsieben! Am Ende kam Rudolf noch so richtig in Fahrt und konnte aufholen: Von ursprünglich neun Runden verringerte er den Abstand auf den Vorplatzierten auf nur zwei Runden. Wer weiß, was passiert wäre, wenn das Rennen noch länger gedauert hätte ? Aber irgendwann muss dann auch mal Schluss sein – und als Vizestaatsmeister in der M70 kann man schließlich mehr als zufrieden sein. Wir gratulieren an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich zu diesem Mega-Erfolg ?
Und motiviert ist Rudolf weiterhin: „Die 20km mehr schaff‘ ich beim nächsten Mal bestimmt!“, sagt er ganz zuversichtlich und voller Selbstbewusstsein. Wir sind auf jeden Fall begeistert (egal, wie viele Kilometer es am Ende sind…) und wünschen ihm nur das Beste für seine weiteren Vorhaben.